Dass bei der GEMA nur die "Großen" (Komponisten und Texter) absahnen, ist ein Gerücht - das sich unter Musikern beharrlich hält, und das sogar einen realen Hintergrund hat. Der Hintergrund liegt im Verhalten der Musiker selbst - über das ich mich als Nur-Texter sehr ärgere. Lasst mich einmal aufdröseln, welche Varianten es gibt bei der Abrechung von Konzertveranstaltungen:
A) der Veranstalter zahlt Tantiemen an die Gema, AKM ... [warum auch nicht, 20,- oder 40,- Euro kratzen ihn nicht] und reicht die Setlist nach:
A1) die Band covert => die Tantiemen werden entsprechend an die Komponisten/Texter verteilt
A2) teils covert die Band, teils spielt sie eigenes Material => die Tantiemen für die bekannten Songs werden entsprechend an die Komponisten/Texter verteilt, der Rest wandert in den "großen Topf"
A3) die Band spielt nur eigenes, unbekanntes, oder gemeinfreies Material => die Tantiemen wandern in den "großen Topf"
B) der Veranstalter zahlt Tantiemen an die Gema, AKM ... und reicht KEINE Setlist nach:
B1) was immer die Band spielt => die Tantiemen wandern in den "großen Topf"
C) der Veranstalter zahlt keine Tantiemen [kommt meines Wissens kaum vor]:
C1) die Band spielt eigenes Material, der Veranstalter reicht die Setlist ein, um nachzuweisen, dass kein lizenzpflichtiges Material gespielt wurde
C2) die Band spielt irgendwas, es gibt keine Setlist, der Veranstalter verschweigt die Veranstaltung => der Veranstalter macht sich strafbar
B (bzw. B1) ist wohl der mit Abstand häufigste Fall bei kleinen, unbekannten Künstlern/Bands. Wenn die Tantiemen "in den großen Topf" wandern, bedeutet das, dass die Großverdiener den großen Teil abgekommen, die Kleinen einen entsprechend kleinen Teil (ihre sonstigen Bezüge werden einfach proportional angehoben). Darauf basiert das Gerücht! Ansonsten rechnet die GEMA titelgenau ab: wenn mein Titel gespielt wird, bekomme ich als Urheber (Komponist/Texter) den entsprechenden Anteil, das sind bei kleinen Veranstaltungen so um die 2 Euro pro gespieltem Titel.
Da ich fast nur für Hobbykünstler und unbekannte Bands Texte schreibe, bekomme ich überhaupt nur ein paar Euro, wenn diese korrekte Setlists einreichen. Tun sie das nicht - und so ist es! - nützt mir auch der "große Topf" nichts, weil man Null mit noch soviel mutliplizieren kann, ohne dass es mehr wird. Leben könnte ich natürlich auch von korrekt abgerechneten Tantiemen nicht. Pro Jahr werden etwa 100 bis 200 Mal Songs mit meinen Texten aufgeführt, das wären so 200 bis 300 Euro im Jahr. Wenig genug. Und um das bescheißen sie mich auch noch: nicht die GEMA, meine Partner! Stattdessen bekommen Dieter Bohlen oder DJ Ötzi etwas mehr Taschengeld!
Bernd
PS: das musste einfach mal 'raus! Natürlich habe ich Spaß am Texteschreiben, sonst würde ich es nicht machen. Mit einer Band arbeite ich seit über 10 Jahren zusammen. Ich bin stolz, dass sie meine Texte singen. Wenn sie dann auch noch ein bisschen fair (oder weniger antibürokratisch-borniert) wären, fände ich das noch besser!
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